JAPAN FILMFESTIVAL RECAP - PART 2

JAPAN FILMFESTIVAL RECAP - PART 2

Weiter geht es mit den Filmen vom Samstag und Sonntag. Zurück zu Teil 1.

IMPERFECT ME - 7/10

Die Büroangestellte Rinka Sugita arbeitet in der Marketingabteilung, in der neuerdings ein Mann namens Takashi Urita arbeitet, der eine Inklusionsstelle bekommen hat. Nachdem er ihr im Büro unter die Arme gegriffen hat, fühlt sie sich ein wenig zu ihm hingezogen und setzt sich in der Pause zu ihm. Was mit einem schleppenden Gespräch beginnt, endet darin, dass Rinka sich bei ihm erkundigt, was er für Wünsche im Leben hegt.

Dinge, die für Rinka trivial erscheinen - wie ein gemeinsamer Kinobesuch - sind für Takashi eine Herausforderung, die er aufgrund seiner Krankheit meistern muss. Der Film sagt nicht explizit, worunter er leidet, doch es gibt genug Hinweise, sodass man sich den nötigen Kontext erschließen kann. Zuerst scheint Rinka einfach nur Mitleid mit Takashi zu haben, doch schon bald hat auch sie mit einer Seite von sich zu kämpfen, die sie vorher unter Verschluss hielt…

Der Film schafft es, eine düstere Atmosphäre zu schaffen und stellt besonders gut den Moment dar, in dem Rinka “lost” ist und auf dem Weg zur Arbeit dissoziiert. Wer sich schon einmal gefragt hat, ob das, was man bisher mit seinem Leben angefangen hat, das Richtige ist, wird sich in diesem Film wiedererkennen und das Handeln der beiden Hauptcharaktere nachvollziehen können. Obwohl “Imperfect Me” eine Laufzeit von nur 40 Minuten hat, wird die Thematik gut rübergebracht und es besteht Potential für einen Spielfilm.

FOR THE FAMILY - 9/10

Eine Familie bestehend aus drei Geschwistern - eine große Schwester und ihre zwei Brüder - schaffen es kaum, sich finanziell zu halten. Entstanden während Corona, thematisiert “For the Family” die Schwierigkeiten, unter der viele Leute litten und zeigt, wenn auch etwas überspitzt, wie hart es war, sich um seine Familie zu kümmern. Kaum Hilfe vom Staat erhaltend, lag es an den ältesten Geschwistern, die Rolle des Brotverdieners zu übernehmen.  Der gesellschaftliche und emotionale Druck wird intensiv auf die Leinwand gebracht und auch wenn der Film einiges nicht explizit zeigt, vergeht das Gefühl von Unwohlsein nicht.

Die älteste Schwester Mayumi ist gezwungen, ihren Körper zu verkaufen, damit die Familie genug Geld hat. Der jüngste Bruder ist querschnittsgelähmt und wird von seinen beiden Geschwistern daheim gepflegt. Der älteste Bruder Shinji verdient zwar etwas Geld, doch er erlitt eines Tages einen Unfall, der Mayumi zurück in eine Situation bringt, aus der sie sich eigentlich befreien wollte. 

Ein sehr intensiver Film, der laut Regisseur zwar etwas Fantasie enthielt, doch es ist leicht vorstellbar, dass “For the Family” die Realität von vielen Familien darstellt. Es war sehr interessant, ein kleines Q&A im Anschluss des Films zu halten. 

GIFT - 6/10

Der Araber Yasser lernt den japanischen Jungen Eita kennen, als er im Park Fußball spielt. Der Junge behauptet, gesehen zu haben, wie Yassers Fahrrad gestohlen worden und wohin der Dieb geflohen sei. Yasser geht darauf ein und stellt schnell fest, dass Eita gar nicht weiß, wo sein Fahrrad ist, aber verbringt dennoch den Tag mit ihm - sie spielen Fußball, kochen und bringen dem anderen ihre Kultur näher. Als Eitas Mutter spät am Abend wiederkehrt, ist Yasser bereits auf dem Heimweg und man bekommt einen kleinen Geschmack davon, wie Eitas Familiensituation ist. Nichtsdestotrotz lässt der Junge sich nicht unterkriegen und hält an seinem neu gehegten Wunsch, so ein toller Fußballer wie Yasser zu werden, fest.

Tomorrow is another day” ist ein Satz, der, nachdem man den Kurzfilm gesehen hat, definitiv hängen bleibt. “GIFT” berührt, obwohl er eher simpel gehalten ist.

Showa: Grandma House - 5/10

Ein ruhiger und langsamer Film. Kanako besucht das Haus ihrer Großmutter in Begleitung der älteren Schwester ihres Freundes, bevor es abgerissen werden soll. Die letzten Tage vergehen still und wecken viele Erinnerungen an alte Zeiten. Man wundert sich, ob gegen Ende des Films doch dafür entschieden wird, das Haus zu behalten, oder ob man sich von ihm trennt. Während die beiden Frauen in Nostalgie schwelgen, wird das Band zwischen ihnen enger.

No Night Lasts Forever - 6/10

Die alleinerziehende Mutter Ritsuko stellt fest, dass ihre Tochter die Schule schwänzt. Keiner der beiden schafft es allerdings, auf den anderen zuzugehen, und daher driften sie immer weiter auseinander. Ritsuko überzieht ihre Pausen auf der Arbeit, um ihrer Tochter nachzuspionieren und gerät so selbst in Probleme. Es zeichnet sich ein wenig Hypokrisie ab, denn Ritsuko ermahnt ihre Tochter für Makel , die sie selbst hat. Die Situation spitzt sich zu, als die Schule sich bei Ritsuko meldet und darum bittet, ein Gespräch zu führen. Zu einem “Gespräch” kommt es auch zwischen Ritsuko, ihrer Tochter und ihrem geschiedenen Mann, das in einem großen Streit endet.

Doch vielleicht ist es genau das, was die Familie gebraucht hat und sie kommen einander langsam näher. Wie der Titel bereits sagt, dauert keine Nacht ewig - keine schwere Zeit hält für immer und irgendwann kommt der Morgen und alles wird besser.

Vor fünf Jahren hat Wakana ihren Ehemann, der ein Fotograf war, verloren. Sein letzter Wunsch war es, dass sie selbst Fotografin wird. Sie erfüllt ihm diesen Wunsch, hat sogar einen Kurs ins Leben gerufen, in dem Interessierte von ihr lernen können. Eines Tages trifft sie bei einem Job auf das Model Lisa, welches geblacklistet wurde. Sie lächelt bei jedem Foto, obwohl ihr Gesicht gar nicht gezeigt wird und Wakana gelingt es, einen kurzen Moment von Lisas Trauer abzulichten. Was genau hat sie in diesem Moment gespürt? 

Zufällig treffen die beiden sich außerhalb eines Supermarkts wieder und Wakana lädt Lisa dazu ein, an einer Exkursion teilzunehmen, die in ein paar Tagen stattfindet. 

The Blink of Time” gibt einem das Gefühl von Nostalgie und ähnlich wie in “Imperfect Me” thematisiert der Film die Ungewissheit, ob man gerade das “richtige” Ziel verfolgt. 

A SAMURAI IN TIME - 8/10

Kyoto, Spätzeit des Tokugawa-Shogunats. Der Samurai Shaemon wird auf eine Rache-Mission geschickt und als er sich dem Feind stellt und sich ihre Klingen kreuzen, werden sie beide von einem Blitzschlag getroffen. Verwirrt muss Shaemon feststellen, dass er sich nicht mehr dort befindet, wo eben noch ein Kampf getobt hat, sondern er ist in einem Filmset gelandet, an dem eine der wenigen Serien des Jidaigeki-Genre gefilmt wird. Natürlich wirkt Shaemon zuerst wie ein Statist der nur nicht so ganz weiß, welche Rolle er zu erfüllen hat. Man fühlt sich, als sei man gemeinsam mit ihm auf dem Set und lernt die jetzige Zeit neu mit ihm kennen.

Ein charmanter Film mit viel Herz und tollem Humor, der ein klarer Liebesbrief an das Jidaigeki-Genre ist. Die Schauspieler passen perfekt in ihre Rollen und liefern eine gute Performance ab. Das Ende war zwar ein wenig zäh, dennoch ist “A Samurai in Time” ein großartiger Film mit einem überraschenden Twist. Dem Saal wurden viele Lacher entlockt, sogar ein paar kleine Tränen. Wer ein Fan von Samurai ist, kommt hier absolut auf seine Kosten. 

Here I Am! - 4/10

Nach einem Streit mit ihrer Mutter wünscht sich das kleine Mädchen Sakura an einem Schrein, schnell erwachsen zu werden. Und tatsächlich wird ihr dieser Wunsch erfüllt und beim Verlassen des Schreins ist sie plötzlich eine erwachsene Frau! Durch Niihama streifend, denkt sie darüber nach, wie sie sich mit ihrer Mutter versöhnen kann, während diese auf der Suche nach ihrer Tochter ist.

Ein süßer Kurzfilm, der leider komplett durch die Zusammenfassung gespoilert wird.

Bold as You - 8/10

Tama Nanjo fällt es schwer Anschluss an andere zu finden und sucht daher Rückzug in einem Mini-Kino, das Nischenfilme spielt und von ihrem “Gott” geführt wird. Eines Tages wird in ihr der Wunsch erweckt, eine professionelle Gitarristin zu werden und sie lädt ein Cover ihrer Lieblingsband hoch, das unerwartet von der Sängerin gesehen wird. Als Tamas Welt dadurch erweitert wird, wird in ihr ein Feuer entfacht, durch das ihr jedoch ein Burnout zu drohen scheint. 

Bold as You” ist durch Crowdfunding entstanden und begeistert durch seine lebhaften Charaktere, catchy Songs und charmanten Witze.

Wer Fan von Musik-Stories ist, sollte “Bold as You” definitiv eine Chance geben! 

A Few Moments of Cheers - 9/10

Asaya Kanata hat vor Kurzem die Erstellung von Musikvideos für sich entdeckt und trifft eines Abends auf eine Frau, die im Regen auf der Straße singt. Ihrem Lied total verfallen, will er unbedingt ein Musikvideo für sie erstellen und stellt am nächsten Morgen fest, dass die besagte Frau seine neue Lehrerin - Yu Orie - ist. Sofort teilt er ihr mit, wie sehr sie ihn bewegt hat und dass er nun den Wunsch hegt, ihren Song mit einem Musikvideo zu untermalen. Orie zuerst verwirrt und kurz davor, ihre Musikkarriere an den Nagel zu hängen, lädt ihn dazu ein, den Song bei einem Festival komplett live zu sehen.

Wird es Kanata gelingen, durch sein Musikvideo Orie wieder auf den Pfad der Musik zu führen? Oder wird sie es komplett ablehnen und sich nun komplett dem Lehrersein hingeben? 

Ein Film, der mit “Look Back” in eine Konversation gebracht werden kann, wenn es ums Kreativsein geht. Er motiviert genauso zum Zeichnen, zum Erschaffen und wer im kreativen Bereich unterwegs ist, wird sich in Orie und Kanatas Freund Tonosaki wiedererkennen. Seit 2011 in Arbeit, erhielt Popreq das Angebot für einen Film aus heiterem Himmel. Popreq ist eigentlich für MVs verantwortlich, daher hat “A Few Moments of Cheers” sicherlich so einige autobiografische Züge. Inspirierend, charmant, prächtige Farben und ein toller Soundtrack. Ein paar der Witze gingen ein wenig daneben und einige Animationen waren ein bisschen steif, doch das zerstörte nicht das Gesamtpaket.  

Weiter geht es in unserem dritten Teil, in dem ihr eine Zusammenfassung des Events sowie die Preisverleihung findet. 

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